SPD unterstützt Bürgerbegehren


Schon im Frühjahr sammelte der Bund Naturschutz Unterschriften zur Erhaltung der Bäume und Hecken im Stadtpark
Foto: Archiv
NEUMARKT. Die SPD-Stadtratsfraktion unterstützt das Bürgerbegehren gegen die "unnötigen Baumfällungen" im Neumarkter Stadtpark.

Man sei auf der Seite des Bundes Naturschutz und dessen Anliegen, den geplanten Umbau des Stadtparks ökologisch zu gestalten und die Bäume, die in den aktuellen Plänen der Stadt der Motorsäge zum Opfer fallen sollen, zu erhalten, hieß es in der Fraktionssitzung.

Der Stadtrat hat sich in seiner letzten Sitzung für die bestehenden Pläne ausgesprochen - vor allem vor dem Hintergrund, daß bei einer erneuten Umplanung Zuschüsse in Millionenhöhe verloren gehen könnten.


Unmittelbar nach der Stadtratssitzung haben die Naturschützer bekräftigt, das Bürgerbegehren gegen die Pläne durchzuziehen.

“Bäume erhalten“

NEUMARKT. Vize-Kreisvorsitzende Sigrid Schindler gab für den Bund Naturschutz eine Stellungnahme ab:

Der Bund Naturschutz bedauert die gestrige Entscheidung des Stadtrats und kann nicht nachvollziehen, dass offenbar der von der Regierung in Aussicht gestellte Zuschuss von fast drei Millionen Euro alle Argumente für den Erhalt von fast 100 Bäumen und von Büschen und Hecken erschlagen hat.

Die langfristigen ökologischen Auswirkungen der jetzt beschlossenen Maßnahme wurden von einer überwältigenden Mehrheit ignoriert. Bedauerlicherweise sehen einige Verfechter der „Neugestaltung“ im Stadtpark eher einen Ort für Grill-Partys als eine Oase der Ruhe und der Naturbegegnung. Völlig unbeachtet blieb auch der wichtige Beitrag der Bäume und Büsche zur Reduzierung von CO2, die Aufnahme von Feinstaub, die Erhöhung der Luftfeuchtigkeit und damit die Verbesserung des Stadtklimas.

Eine 100jährige Buche schluckt jährlich 6 Tonnen CO2 und 1 Tonne Feinstaub und spendet 4,5 Tonnen Sauerstoff. Bis neu gepflanzte Bäumchen diese Leistung wieder erbringen können, vergehen Jahrzehnte.

Eine Stadt, die sich Nachhaltigkeit als oberste Handlungsmaxime auf die Fahnen geschrieben hat, muss an dieser Stelle an die Bedeutung dieses Begriffs erinnert werden. Er kommt aus der Forstwirtschaft und bedeutet, dass aus einem Wald in einem Jahr nur so viel Holz entnommen werden darf, wie gleichzeitig wieder nachwächst.

Ungeachtet dessen wurde nun mit großer Mehrheit beschlossen, die „Modernisierung“ so zügig wie möglich voran zu treiben. Wenn auf der Schanze Toiletten gebaut werden und eine Tanzfläche, beschädigt man durch die Verlegung von Leitungen im Hang das Wurzelwerk der großen Bäume am Lothar-Fischer-Museum. Fehlendes Unterholz erhöht in heißen Sommern wie in diesem Jahr die Austrocknung der Wurzeln und gefährdet damit langfristig auch das Überleben dieser Bäume.

Die Einhaltung der Klimaschutz-Ziele wird überall eingefordert, gleichzeitig erhöht sich der CO2-Ausstoß. Dabei wäre es relativ einfach, CO2 zu binden durch Erhalt und Pflanzung von möglichst vielen Bäumen und anderen Grünpflanzen, besonders in den Städten. Städtische Grünanlagen dürfen eben nicht nur am Spaß- und Event-Charakter gemessen werden, sie sind ein Indiz für die Zukunftsfähigkeit einer Stadt.

Aber, hat es beim notwendigen Umdenken nicht schon immer Probleme gegeben? Die Pioniere der „Tempo-30-Zonen“ (Plankermann, Madeisky) wurden angezeigt, die Befürworter einer Papiertonne ausgelacht. Heute möchte niemand mehr darauf verzichten. In diesem Sinne bleibt der BUND Naturschutz bei seiner Unterstützung für das Bürgerbegehren „Bäume erhalten – Stadtpark ökologisch gestalten!“
Nicht nur die viel besprochene Hainbuchenhecke im oberen Teil des Stadtparks soll entfernt werden, auch viele große alte Bäume im unteren Teil neben dem Hotel Wunder-Parkplatz würden geopfert werden, hieß es am Dienstag von der SPD.

Grundsätzlich begrüße man die Umgestaltung des Stadtparks, aber eben nicht in der radikalen Weise wie es der Plan jetzt vorsieht, sagte die Fraktionsvorsitzende Ursula Plankermann. Die Öffnung des Leitgrabens und ein Kinderspielplatz "sind auch in unserem Sinn". Aber es sei nicht im Sinn eine nachhaltigen Stadt, wenn man dafür viele schöne und ökologisch sehr wertvolle Bäume opfere.

Seit Mai stehe ein Versprechen des Oberbürgermeisters, mit dem Bund Naturschutz und dem Planungsbüro einen Rundgang durch den Stadtpark zu machen und den Baumbestand zu begutachten. Dieses Versprechen sei im Oktober bei einer Klausurtagung noch einmal wiederholt worden, "aber leider passiert nichts in dieser Richtung".

Neumarkt müsse sich seiner Verantwortung bewusst werden, "dass es nicht genügt, sich als Stadt auf dem Papier als nachhaltig feiern und sich mit Preisen überhäufen zu lassen", hieß es von der SPD. Erst in der Umsetzung zeige sich der Wert dieser Nachhaltigkeit.

"Das vermissen wir in den derzeitigen Plänen", sagte Stadträtin Gisela Stagat. Der jetzige Stadtpark auf der Schanze sei eine grüne Lunge in der Stadt und für die Spaziergänger und Bewohner der Innenstadt ein Ort der Ruhe und Entspannung. Diese "grüne Lunge" dürfe nicht ausgeräumt werden.

Die Neumarkter lieben ihren Stadtpark und sind entsetzt über die Pläne, ihn gegen eine ausgeräumte Region eintauschen zu müssen, meint man bei der SPD. Die etwa 100 zu Fällung vorgesehenen großen und kleinen Bäume und Büsche erfüllten einen wichtigen Beitrag zur gesunden Luft in der Stadt.

Auch auf dem entstehenden Kinderspielplatz im unteren Teil seien große alte Bäume als Schattenspender unersetzbar. "Welche Mutter geht denn mit ihren Kindern auf einen Spielplatz, auf dem an sonnigen Tagen kein Schattenplatz zu finden ist", sagt Günther Stagat.

Alter Baumbestand - und davon so viel wie möglich - sei für einen attraktiven Stadtpark unerlässlich. Vielen Neumarkter Bürgern sei nicht bewusst, was der jetzige Umgestaltungsplan für den Stadtpark bedeute. "Als wir die Pläne des Planungsbüros bei einer Unterschriftensammlung der Bevölkerung gezeigt haben, war blankes Entsetzen zu spüren", hieß es. Dass so viele Bäume gefällt werden sollen, sei den Bürgern nicht bewusst gewesen.

Deshalb sei ein Bürgerbegehren dringend notwendig, damit sich die Neumarkter gegen jede unnötige Baumfällung aussprechen könnten. Die Sozialdemokraten wollen dabei auch praktisch mithelfen: im Bürgerbüro der SPD im Parkhaus Ringstraße können die Bürger am Mittwoch von 14 bis16 Uhr und am Freitag von 16 bis 18 ihre Unterschrift für ein Bürgerbegehren leisten.
11.12.18
neumarktonline: SPD unterstützt Bürgerbegehren
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ISSN 1614-2853
15. Jahrgang
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